22.08.2022
22.08.2022
„Was gehört in ein zukunftsfähiges Klassenzimmer?“, hatte der in Dorsten ansässige Bildungs-IT-Hersteller ViewSonic Lehrkräfte in ganz Deutschland vor den Sommerferien gefragt. Eva Gerling hatte sich an der Gewinnfrage beteiligt, denn Ideen, wie sie „ihre“ Kinder mit digital gestütztem Unterricht fördern könnte, hat die Grundschullehrerin aus Herzlake viele. Nur an der Umsetzung haperte es bislang noch etwas. Denn die St. Nikolaus Grundschule, an der Gerling eine 4. Klasse unterrichtet, muss sich - wie alle Schulen der Samtgemeinde - noch eine Weile gedulden, bis die Ausstattung optimal ist. Umso mehr freute sich das gesamte Kollegium, als die Lehrerin das Glückslos zog: eine interaktive digitale Tafel, ein sogenanntes ViewBoard, das für die Kinder jetzt vieles möglich macht.
„Die Kinder fanden das Gerät megacool und interessant“, berichtet Eva Gerling. „Ich konnte die Tafel schon zwei Wochen vor den Ferien gemeinsam mit meinen Viertklässlern ausprobieren. Wir haben damit endlich die digitalen Angebote zu den Lehrwerken des Schulbuchverlags nutzen können. Und in den Frühstückspausen haben wir gemeinsam die logo-Kindernachrichten angeschaut und uns über die aktuellen Geschehnisse informiert.“
Auf jeden Fall will Gerling die digitale Tafel auch in Mathe einsetzen. An Material mangelt es nicht, denn zu fast allen Lehrwerken gibt es bereits interaktive Zusatzübungen, digitale Tafelbilder, an denen die Kinder aktiv werden können oder auch Erklärvideos. Ohne interaktives Display lassen sich diese Angebote allerdings nicht nutzen. „Ich könnte mir auch in Musik gut vorstellen, die digitale Tafel zu nutzen. Da gibt es sicher viele Ideen, zum Beispiel mal ein Orchester zeigen und sich anschauen, wie ein Dirigent arbeitet. Klar, das ginge natürlich auch irgendwie über einen Beamer. Aber die Tafel verbindet sich sofort automatisch mit meinem iPad und ich kann zwischen verschiedenen Medien mit einem Klick hin- und herschalten. Also zum Beispiel Musik abspielen oder auch aufnehmen und einen Filmausschnitt zeigen oder im Internet recherchieren.“
Dass das mit dem Internet so gut funktioniert, ist allerdings keineswegs selbstverständlich, denn die Schule hat noch keine ausreichende IT-Infrastruktur und die Verbindung ist wackelig. Die Lehrerin nimmt das mit Humor: „In meinem Klassenraum steht glücklicherweise der Wlan-Router. Für ein, zwei Geräte reicht’s“, lacht sie. Zum Glück funktioniert das neue ViewBoard aber auch ganz ohne Internet.
Tafelbilder oder Dokumente lassen sich beispielsweise wie auf einem Computer direkt abspeichern. Und die Verbindung mit dem Lehrergerät funktioniert auch mit einem HDMI Kabel. Zudem lässt sich die Tafel auch übers Handy bedienen.
Auch die Kolleginnen haben sich schon Gedanken gemacht, wie sie das neue Gerät einsetzen könnten: Die Erstklässler*innen könnten gemeinsam mit dem Finger oder einem speziellen Stift das Schreiben auf den linierten Tafelhintergründen üben, im Sachunterricht könnten die Kinder selbst Landkarten kreieren oder in Deutsch Gedichte aufsagen und durch die Aufnahmefunktion ihren Vortrag selbst hören und beurteilen. Auch langsamer lernende Kinder würden von vielen Möglichkeiten der digitalen Tafel profitieren. So lässt sich beispielsweise die Entstehung eines Tafelbilds samt Lehrervortag mitschneiden, per E-Mail versenden und kann dann später wie ein Tutorial auch zuhause nochmals angeschaut werden.
Auch wenn die Digitalisierung in Herzlake noch längst nicht abgeschlossen sind, freuen sich die Lehrkräfte an der St. Nikolaus Grundschule, dass durch den ViewBoard-Gewinn neue Impulse ins Haus kommen. Immerhin habe sich die Anzahl der digitalen Tafeln dadurch von eins auf zwei verdoppelt, heißt es mit einem Augenzwinkern.
Im nächsten Sommer soll das Netz für die Schulen in der Samtgemeinde ausgebaut werden. Dann, so hofft Eva Gerling, könnten auch die Kolleg*innen und vor allem die Schülerinnen und Schüler von digitalen Möglichkeiten profitieren.